Das grüne Festival

 

Programm

Ihr persönliches Programmheft

Wichtige Info:
Verlegung der Tage 3. und 5. September in die Christuskirche Hannover!

Aufgrund der aktuellen Corona Beschränkungen wurden die Veranstaltungen am 3. und am 5. September in die Christuskirche Hannover verlegt.
Das Konzert des vision string quartets am 4.9. findet wie geplant im Bürgerhaus Misburg, Seckbruchstraße 20, 30629 Hannover statt.

Hygiene Regelungen

Empfohlen: Kaufen Sie Ihr Ticket jetzt - es gibt nur ein eingeschränktes Platzkontingent!

Restkarten gibt es an der Abendkasse 1 Std. vor Konzertbeginn.

Einlass: 30 min. vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung.

18:00 - 19:00
Eröffnungskonzert "Kultur ist Gedächtnis..."

Giovanni Gabrieli (1557-1613), Canzoni per sonar a quattro für Ensemble

Begrüßung:
Nachhaltiges Musizieren, Menschenrechte und der Ozean – wie geht das? 

Ying Wang (*1976), DELETE [sic!] für Sprecherin und Ensemble (UA)                    

Ludwig van Beethoven (1770-1827), 1. Sinfonie C-Dur op.21

Lini Gong. Sprecherin
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent

 

Ursprünglich 1608 in einem Sammelband unter dem Titel "Canzoni per sonar con ogni sorte di stromenti“ („Kanzonen in beliebiger Instrumentalbesetzung“) erschienen, standen Gabrielis Werke damals in ihrer Art kaum für sich allein. Ähnlich dicht „bevölkert“ liest sich seine Biographie: Geboren um die Mitte der 1550er Jahre in Venedig in eine Musikerfamilie, stand Giovanni Gabrieli bereits früh in Kontakt mit diversen Künstlern und Musikern seiner Zeit, deren Namen bis heute kaum an Ruhm und Bekanntheit verloren haben.
Während seiner Kindheit war sein Onkel Andrea Gabrieli Organist am Markusdom, dessen hauptamtlicher Kapellmeister damals Adrian Willaert war, eine äußerst renommierte Persönlichkeit in der Epoche der sogenannten frankoflämischen Vokalpolyphonie – also eines Stils, der große Maßstäbe für das Komponieren von jeglicher mehrstimmiger Musik in Westeuropa im ausgehenden Mittelalter und der Renaissance setzte –, und gemeinsam mit Hans Leo Hassler studierte der junge Giovanni Gabrieli in München bei Orlando di Lasso, einem der großen Madrigalkomponisten. Nach seiner Rückkehr 1580 nach Venedig und Veröffentlichung seiner ersten eigenen Madrigalsammlung wurde er schließlich 1585 neben seinem Onkel Andrea Zweiter Organist am Markusdom und folgte ihm nach dessen Tod bald auf die Stelle des Hauptorganisten. Die architektonischen Besonderheiten des Markusdoms erlaubten ein Florieren eines ganzen Stils: der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der theoretisch beliebig viele Stimmen oder Instrumente sowohl nebeneinander in einer Reihe (mit mehreren „Hilfsdirigenten“ für besseren Blickkontakt) als auch auf verschiedenen Emporen einander gegenüber musizieren konnten. Überlieferungen lassen teilweise auf bis zu 22 Stimmen schließen!

Gabrielis Kompositionen erfreuten sich ab den 1590er Jahren so großer Beliebtheit, dass es talentierte Schüler aus ganz Europa nach Venedig zog - unter anderem auch den jungen Deutschen Heinrich Schütz, mit dem Gabrieli bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden blieb. Sein Nachfolger am Markusdom wurde niemand anderes als Claudio Monteverdi.

Heinrich Schütz war es schließlich auch, der Gabrielis Lehren und seine musikalischen Fundamente in sowohl der Großen Venezianischen Mehrchörigkeit als auch im wesentlich intimer gestalteten Madrigalstil in den deutschsprachigen Raum weitertrug. Viele Komponisten deutscher Barockmusik waren in ihrem Stil so letztlich in Traditionen verwurzelt, die auf die venezianische Schule um Gabrieli zurückgingen.

Die „Canzoni“ des heutigen Abends sind viertstimmige Instrumentalwerke, deren Bezeichnung „Canzon“ noch auf die Wurzeln im Chorgesang schließen lässt. Wie in einer Vokalmotette werden verschiedene musikalische Themen und Gedanken, „soggetti“ genannt, zunächst von einer Stimme vorgestellt und daraufhin kunstvoll imitiert und weiterentwickelt. Verschiedene Abschnitte solcher Imitationsgesänge werden oft durch einen tänzerischen Zwischenteil im Dreiertakt aufgelockert; in einigen Canzonen wird für eine stimmige Gesamtform der erste Abschnitt auch als letzter wiederholt.
Text: Kari Träder
 

 

Über Ihr neues Werk DELETE [sic!], das sich mit zwei Artikeln der UN-Menschenrechtscharta beschäftigt, schreibt die chinesisch-deutsche Komponistin Ying Wang:

[Article 18]
1. Everyone shall have the right to freedom of thought, conscience and religion (...)

[Article 27]
In those States in which ethnic, religious or linguistic minorities exist, persons belonging to such minorities shall not be denied the right, in community with the other members of their group, to enjoy their own culture, to profess and practise their own religion, or to use their own language.

 

“Everyone shall have the right to freedom of thought”- Erinnerungen sind ebenso Gedanken. Kollektives Gedächtnis ist Kultur. Was aber wenn Erinnerungen und Kultur durch Propaganda und institutionalisiertes systematisch gelenktes Brain-washing verändert werden? Angeordnetes und aktiv umgesetztes Vergessen. Verschwiegen. Wenn Kulturen systematisch einer anderen angeglichen werden. Auch das ist ein Entzug von Freiheit. Auch wenn es ohne Gewalt und Folter geschieht.

Kollektives Gedächtnis ist Kultur. Kultur ist Gedächtnis.

Wieviel Vergessen verträgt eine Kultur, und wann überschreitet die Vergesslichkeit die Grenzen der Moral? „Braucht“ eine Kultur auch das Vergessen?

Unsere Erinnerungen sind vor uns nicht sicher. Sie vermischen sich mit Wünschen, vielleicht sogar mit Lügen. Manche davon nehmen wir gern an. Als Staat und als Individuum. Ein Teil unseres Lebens ist von uns selbst erfunden, ein Teil von der Kultur, ein Teil von „Gesellschaft“ - Erinnerungen, medial implantiert, zensiert von Manipulationsdiktaturen.

Was wäre, wenn wir nicht vergessen könnten. Wir wären auch vor Manipulation geschützt. Die totale Verfügbarkeit der Vergangenheit könnte unseren Blick auf uns selbst verändern. Das selbst Erlebte zu vergessen, ist etwas anderes als es nie erlebt zu haben. Ein Rest bleibt immer. Das für immer verlorene – es kann in unserer Erinnerung verfremdet weiterleben.

Was ihr nun hören werdet ist unvollkommen und bruchstückhaft. Ohne euch existiert es nicht. Es aktiviert diese Reste, Erinnerungen, und öffnet Räume für das Eigene.

Die Komposition für Ensemble und Elektronik ist wie ein Abbild menschlichen Widerstands gegen das Vergessen, mein in Musik gefasstes und festgehaltenes Gedächtnis - wider der Infiltrierung falscher Ideen, gegen Verblassen und Zerfall. Es ist mein Aufschrei, mein Zorn angesichts gelöschter Wahrheiten und aktiv gesteuertem Vergessen.

Solistische Klangpaletten stehen in Widerspruch zu kammermusikalischen Instrumentengruppen. Eine zentrale instrumentale Solistengruppe provoziert, kämpft an, um das Löschen, den Zerfall ins Bruchstückhafte, ins Fragmentierte, zu verhindern. Ähnliches Material taucht dabei beständig wieder und wieder auf, verfremdet durch den Prozess des Vergessens und verfremdet durch das aktive Erinnern – in komponierter Weise musikalisch, aber auch durch kurze formale Momente der Offenheit, in denen eigene Erinnerungen der Hörenden in das Stück miteingebunden werden. Im Verlauf des Stückes wird das private Vergessen immer stärker vom öffentlichen Vergessen mitgerissen. Beidem setzen die Solisten musikalisch und strukturell anhaltenden Widerstand entgegen. Das Stück selbst wird zu einem Protest - so lange ich mich erinnern kann, dass ich vergessen habe.

21:00 - 22:00
Nachtkonzert: "It is noisy in the ocean..."

Konzert zur 2021 beginnenden "United Nations Decade of Ocean Science for Sustainable Development" 

Wissenschaftliche Beratung und Kurzvortrag:
Dr. Stephanie Plön, Bayworld Centre for Research and Education (BCRE) Port Elizabeth, South Africa

Ocean Soundscape: 

Improvisation mit E-Gitarre und Percussion

Thorsten Encke (*1966), ”It is noisy in the ocean...“ für Ensemble & 5 Performer (UA) 

John Cage (1912-1992), In a Landscape

Susanne Würmell. Glasharfe
Ruben Mattia Santorsa, E-Gitarre
Sven Pollkötter und der Workshop Young Percussionists for the Ocean
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent

Thorsten Encke - ”It is noisy in the ocean...“ (2021)

”Zum Beginn der ”UN-Decade of Ocean Science for Sustainable Development“ (2021-2030) forschte ich intensiv im Bereich der Meeresakustik, um mein eigenes Bewusstsein für die Welt der Unterwassergeräusche zu schärfen und meine Erfahrungen mit den Menschen künstlerisch zu teilen. Der Ozean ist voller Geräusche. Unterwasserschall wird durch eine Vielzahl natürlicher Quellen wie Wellen, Regen und Wildtiere erzeugt. Unterwassergeräusche ermöglichen es den Lebewesen im Meer, Informationen zu sammeln und über große Entfernungen zu kommunizieren. Die komplexen akustischen Phänomene sind uns immer noch ein Rätsel. Zunehmend lernen wir, dass Meeresbewohner akustische Wesen sind. Mein Stück erzählt von dieser faszinierenden und kraftvollen akustischen Welt des Ozeans.

Unterwasserschall wird auch von künstlichen Quellen wie Schiffen, Militärsonaren, Sprengstoffen oder Windparks erzeugt. Wir stehen erst am Anfang eines Prozesses, um zu verstehen, inwieweit diese Geräusche die natürliche Klanglandschaft des Ozeans übertönen und das Leben im Meer beeinflussen.”

14:00 - 17:00
Gartenfest und Kinderkonzert - ausgerichtet vom Bürgerhaus Misburg. Eintritt frei!

Gartenfest für Jung- und Alt

Auf der Wiese vorm Bürgerhaus:

16:00 – 16:20 Uhr Der Josa mit der Zauberfiedel - Kinderkonzert
(Anmeldung erforderlich für 30 Plätze)

 

 

Die Geschichte vom kleinen Josa, der mit seiner Geige in die Welt hinauszieht um dem Mond vorzuspielen, ist eine wunderbar poetische Hommage an die Kraft der Musik. In der fantasievollen Vertonung von Wilfried Hiller bezaubert sie Groß und Klein gleichermaßen.

18:00 - 19:00
Clubkonzert: ”Beethoven Kaleidoskop“, Bürgerhaus Misburg, großer Saal

mit dem vision string quartet 

Ludwig van Beethoven, Streichquartett c-Moll op.18/4

und

Songs aus dem neuen Album Spectrum

vision string quartett
Jakob Encke, Daniel Stoll. Violinen
Sander Stuart. Viola
Leonard Disselhorst. Violoncello

 

Sie sind jung, erfrischend anders und stets zu Scherzen aufgelegt: das vision string quartet hat nicht nur im Deutschen Bundestag gespielt, sondern ist mit höchst eigensinnigen Programmen von Klassik über Jazz bis Rock/Pop und Konzerten, in denen unterhaltsamer Groove neben tiefgründiger Strenge steht inzwischen ein begehrter Gast auf einer Vielzahl von Festivals quer durch Europa.
Nun kommen sie nach Hannover!  Mit Beethovens c-Moll Quartett - aber nicht nur: Die zweite Hälfte des Programms folgt keinen klassischen Regeln. Umgeben von Licht- und Tontechnik spielen die vier jungen Musiker aus Berlin Stücke aus ihrem neuen Album „Spectrum“, das sie selbst komponiert, arrangiert und produziert haben – und das Ende August erscheinen wird. Inspiriert von Folk, Pop, Rock, Funk, Minimal und Singer-Songwriter-Musik begeben sich Jakob Encke (Geige), Daniel Stoll (Geige), Sander Stuart (Viola) und Leonard Disselhorst (Cello) auf die Reise zu ihrem ganz eigenen Sound und Genre. So entsteht auch auf der Bühne ein in dieser Form noch nie da gewesenes musikalisches Abenteuer ohne Grenzen, inspiriert durch persönliche Erlebnisse, neue und alte Begegnungen sowie feinsinnige Eindrücke verschiedenster Kulturen. Dabei erschaffen sie nur mit ihren vier Streichinstrumenten eine ganze Welt voller Klänge - von Gitarre, Ukulele und Bass bis hin zu Bongos oder gleich einem ganzen Drumset.

19:00
"live act"

mit DJ dROFF

 

 

14:30 - 14:50
"Sound of Eternity..."

Tanja Tetzlaff spielt J.S.Bach

15:00 - 16:30
große Gesprächsrunde

Mit 
Constantin Alexander - Hannover - Gründer & Berater kreative Stadtentwicklung
Dr. Gunter Dunkel - dunkel.foundation
Prof. Dr. Jürgen Manemann - Hannover - Philosoph
Sergej Newski - Berlin/Moskau - Komponist
Dr. Stephanie Plön - Port Elisabeth - Meeresbiologin
Tanja Tetzlaff - Bremen - Cellistin

Moderation: Rainer Schmidt - Berlin - FAZ Quaterly

"Wie wollen wir in Zukunft Leben?"
Podiumsdiskussion im Rahmen von MENSCHLICHKEIT. Das grüne Festival am Sonntag, 05. September 2021, ab 14:30 Uhr in der Christuskirche Hannover

Zur Eröffnung spielt Weltklasse-Cellistin Tanja Tetzlaff Musik von Johann Sebastian Bach. Ihr Spiel zeichnet sich insbesondere durch einen einzigartig feinen und nuancierten Klang aus. In grenzübergreifenden Konzertformaten bezieht sie andere Kunstformen in ihre Musikpräsentation mit ein und setzt sich mit dem Zeitgeschehen auseinander – aktuell in einem noch nicht veröffentlichten Filmprojekt über die vom Klimawandel verwundete Natur.

18:00 - 19:00
Finale, großer Saal

Giovanni Gabrieli (1557-1613), Canzon primi toni à 8,
Sacrae Symphoniae: Sonata Pian e Forte

Sergej Newski (*1972), "Stufen der Ideen" (2021) für Sprecher und 20 Solostreicher, UA 

Ludwig van Beethoven (1770-1827), Violinkonzert D-Dur op.61 

Alina Pogostkina. Violine
Mathias Max Herrmann. Sprecher
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent 

 

Ludwig van Beethoven, Violinkonzert op. 61

Nach einigen nur fragmentarisch überlieferten Skizzen zu einem früheren Violinkonzert ist das Konzert op. 61 in D-Dur Beethovens einziges vollendetes Werk dieser Gattung. Um 1806 geschrieben, fällt es in die mittleren Wiener Jahre Beethovens: sein Gehörleiden hatte sich bereits bemerkbar gemacht, sein langjähriger Mäzen Fürst Karl Lichnowksy begann, sich zunehmend von ihm zu entfremden und stellte schließlich seine Gehaltszahlungen ein, und Beethoven erwog erstmals, Wien langfristig zu verlassen. Neue Kontakte zu weiteren adligen Gönnern und das Eingreifen alter Freunde hielten ihn jedoch weiterhin in der Stadt, und trotz aller widriger Umstände zählt die erste Dekade des neuen 19. Jahrhunderts mit zu Beethovens produktivsten Phasen, in der u.a. auch die 3., 4. und 5. Sinfonie entstanden.

Das Violinkonzert op. 61 komponierte Beethoven für einen befreundeten Virtuosen namens Franz Clement. Die Uraufführung am 23.12.1806 im Theater an der Wien, von Clement angeblich ohne vorherige Probe(!) gespielt, wurde vom Publikum äußerst wohlwollend aufgenommen:

Der vortreffliche Violinspieler Klement spielte unter anderen vorzüglichen Stücken, auch ein Violinconcert von Beethhofen, das seiner Originalität und mannigfaltigen schönen Stellen wegen mit ausnehmendem Beyfall aufgenommen wurde. Man empfieng besonders Klements bewährte Kunst und Anmuth, seine Stärke und Sicherheit auf der Violin, die sein Sclave ist, mit lärmenden Bravo“, vermerkte der Wiener Kritiker Möser, jedoch beurteilt er persönlich nicht alles nur positiv. So schreibt er weiter, dass zwar die Schönheit des Werkes unbestreitbar bliebe, jedoch bemängelt er, dass „der Zusammenhang oft ganz zerrissen scheine, und daß die unendlichen Wiederholungen einiger gemeinen Stellen leicht ermüden könnten“ und dass Beethoven „seine anerkannten großen Talente, gehöriger verwenden, und uns Werke schenken möge, die seinen ersten Symphonien aus C und D gleichen“. Auch, wenn derlei Sätze uns aus heutiger Sicht vielleicht fast mitleidig schmunzeln lassen - Möser spekuliert 1806 mit beinahe überraschender Treffsicherheit über die weitere Entwicklung von Beethovens Stil, jedoch nicht mit der gleichen Hellsichtigkeit über den ewigen Erfolg, den der Komponist damit noch haben sollte.

Die Musik könne sobald dahin kommen, daß jeder, der nicht genau mit den Regeln und Schwierigkeiten der Kunst vertraut ist, schlechterdings gar keinen Genuß bey ihr finde, sondern durch eine Menge unzusammenhängender und überhäufter Ideen und einen fortwährenden Tumult einiger Instrumente, die den Eingang charakterisiren sollten, zu Boden gedrückt, nur mit einem unangenehmen Gefühl der Ermattung das Koncert verlasse.“

Im ersten Satz sind die vier leisen Paukenschläge ein häufiger Anlass zu Diskussionen über die Interpretation. Sollen sie die geistige Aufbruchsstimmung der Französischen Revolution anklingen lassen? Wie schnell sollen sie sein, wie sehr kann man sich auf die Metronomangabe von Beethovens Schüler Carl Czerny verlassen, der ein rasches, militärisches Marschtempo nahelegt? Verschiedene Zeiten und verschiedene Interpreten haben seit jeher unterschiedliche Antworten auf diese Fragen gefunden. Auffallend ist auch, dass die Solovioline erst nach einem ausnehmend langen Orchestertutti, das beide Themen der klassischen Sonatenhauptsatzform bereits vorstellt, mit dem lyrischen, beinahe volksliedhaft schlichten ersten Thema einsetzt.

Das Larghetto des zweiten Satzes erinnert in seinem empfindsamen Charakter an Beethovens zu früheren Zeitpunkten entstandenen Violinromanzen, während der dritte Satz eine alte Tradition von einem Jagdmotiv im 6/8 Takt als Grundlage für ein tänzerisches Rondo aufgreift.

Beethoven überarbeitete den Solopart im Folgejahr 1807 mit offenbar einigen deutlichen Abweichungen. Später geriet das Konzert lange beinahe in Vergessenheit, da es trotz großer technischer Hürden wenige Gelegenheiten zur virtuosen Selbstvermarktung bietet. 1844 jedoch führte ein kaum 13-jährigers „Wunderkind“ namens Joseph Joachim Beethovens Violinkonzert mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy neu auf und legte damit den Grundstein für seinen festen Platz im heutigen Konzertrepertoire.

Ursprünglich zum Beethoven Jubiläumsjahr geplant, reflektiert ”MENSCHLICHKEIT. Das grüne Festival“ die Musik Beethovens und konfrontiert diese mit den großen gesellschaftlichen Fragen des 21. Jahrhunderts.

An drei Tagen mit fünf Konzerten, einem Dj-live-Act, einer Podiumsdiskussion und drei Uraufführungen an zwei Veranstaltungsorten werden das Orchester musica assoluta, internationale Solisten*innen und Komponisten*innen sowie Expert*innen und Akteur*innen aus Politik, Kultur und Gesellschaft zu den Themen Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Zukunft musizieren, komponieren und diskutieren.

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