Restkarten gibt es an der Abendkasse 1 Std. vor Konzertbeginn. Einlass: 30 min. vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung. Ort: Hainhölzer Höfe Hannover, Helmkestr. 5B, 30165 Hannover Anfahrt |
18:00 Uhr Saal geöffnet Begrüßung, Rap, Gespräch
18:30 - 20:00 Uhr LET'S GO! Eröffnungskonzert
”...Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los.“ Johann Wolfgang von Goethe
Schauen wir auf eine alte, vergilbte schwarz-weiß Postkarte empfinden wir vielleicht ein Gefühl der Sehnsucht nach einem Ort, den wir nur vom Hörensagen kennen. Anemoia wird diese Mischung aus Nostalgie und Fernweh genannt. In unserem utopischen Eröffnungskonzert erklingt diese Sehnsucht und prallt immer wieder auf unsere heutige Welt, auf die Kräfte, die wir entfesseln, ohne sie zu beherrschen. musica assoluta und Sopranistin Viktoriia Vitrenko erzählen vom Sommerregen in antiken Gärten, von versinkenden Inseln und Vogelgesang und lassen Goethes Gedicht ”Der Zauberlehrling“ in der brillanten Vertonung von Paul Dukas in allen Klangfarben schillern.
Claude Debussy (1862-1918), Six Épigraphes Antiques
für Ensemble
Thorsten Encke (*1966), On the Island II (2023)
für Sopran & Ensemble, Text: Carsten Levisen
Dong Zhou (*1992), Let the Birds Take Over (2022)
Electronics
Paul Dukas (1865-1935), Der Zauberlehrling
für Kammerorchester bearbeitet von Ian Farrington
und:
Utopie jetzt! - szenische Interventionen von Flash Fiction
mit Schülerinnen und Schülern des Seminarfachs „Darstellendes Spiel“ - Jahrgang 12/ Ratsgymnasium Stadthagen
Viktoriia Vitrenko. Sopran
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent
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21:00 - 22:00 Uhr Performatives Konzert zu: 10 Jahre Nachweis von Gravitationswellen
"...Flüstertöne des Universums...“ Zitat unbekannt
Der Klang des Universums: Im Herbst 2015 gelang in Hannover der erste Nachweis einer Gravitationswelle – einer Delle in der Raumzeit. Und eine Sensation: Albert Einsteins Berechnungen bestätigten sich in der Realität. Wie gehen wir mit dem vollkommen relativistischen Raum- und Zeitgefüge um? Wie finden wir Halt in der Haltlosigkeit?
In der atemberaubenden Performance von musica assoluta und der virtuosen Stimmkünstlerin Viktoriia Vitrenko geht es um Wahrnehmung: Wahrnehmung des Raum- und Zeitgefüges in dem wir uns befinden, Wahrnehmung der uns permanent durchlaufenden Wellen und Schwingungen, Wahrnehmung der Relativität unserer Situation als Mensch in einer sich ständig verändernden Welt.
Alvin Lucier (1931-2021) In Memoriam John Higgins (1984) for clarinet and wave oscillator
Thorsten Encke (*1966) Wellen (2024) für interagierende Stimme, 3 Flöten, 3 Klarinetten & ad hoc Instrumente
Viktoriia Vitrenko. Gesang/Performance
musica assoluta
Thorsten Encke. Leitung
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12:00 - 12:45 Uhr Familienkonzert zum Klang der Meere
ab 11 Uhr können alle großen und kleinen Kinder mit uns vor Ort Instrumente bauen und diese ab 12 Uhr im Konzert erklingen lassen.
"Unsere Wissenschaft ist ein Tropfen, unsere Unwissenheit ein Meer.“
William James, 1895
Moderation, Unterwassermusik und spannende Klänge aus den Tiefen unserer Meere
Werdet Teil einer inspirierenden musikalischen Reise: Mit diesem Musik- und Wissensprojekt laden wir euch ein, mit allen Sinnen auf Tauchgang in die Tiefen unserer Ozeane zu gehen. Es erklingen echte Tiefseekompositionen. Dazu eine fantasie- und humorvolle Moderation und ein Eintauchen in die Geräusche der Tiefsee, Mitmachaktionen inbegriffen!
Natürlich werden wir auch über die wichtige Bedeutung der Ozeane für unsere Klimasystem und über den Schutz der Umwelt diskutieren.
Mit:
Eva Ludwig. Moderation
musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent
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14:00 - 16:00 Uhr Workshop & Probe
Sehnsucht – ein Gefühl, das wir alle kennen. Die Sehnsucht nach dem, was einmal war: nach einem Menschen, einem Ort, einem Traum. Und – nach der intakten Natur. War dies Ludwig van Beethovens Traum, als er seine Pastoral-Sinfonie schrieb?
Re:pastorale von musica assoluta ist unser utopischer Traum und bringt Profi- und Laienmusiker:innen aus Hannover und Umgebung zusammen. In Workshops und Proben am 6. und 7. September lernen wir nicht nur Beethovens Musik kennen, sondern auch unsere Sehnsüchte und Wünsche für eine friedliche Zukunft. Gemeinsam treten wir im großen Festival-Abschlusskonzert am 7. September in den Hainhölzer Höfe auf.
Willst du mitmachen? Dann komm zu Re:pastorale von musica assoluta– einem einzigartigen Mitmach- und Konzertprojekt rund um Beethovens 6. Sinfonie.
Hier geht's zur Anmeldung!
18:00 - 21:00 Uhr Relaxed Performance, räumliches Konzert, philosophische Zwischentöne
”Von Umwelt zu sprechen heißt heute vor allem, die Welt als Mitwelt wahrzunehmen...“ Prof. Dr. Jürgen Manemann
DIE NACHT TRÄGT SCHWARZ, IN FERNEN WELTEN, DER VERZAUBERTE GARTEN sind die Untertitel in musica assolutas offen angelegter Konzertperformance, in der die Menschen kommen und gehen können, sich im Raum frei bewegen oder Platz nehmen dürfen und in den Pausen die Möglichkeit zum Austausch untereinander und mit den Akteuren haben. Denn die Agora als Sinnbild für Demokratie und Debattenkultur ist ein Konzept, das bis heute nachwirkt. In der griechischen Antike war sie nicht nur ein Marktplatz, sondern vor allem ein öffentlicher Raum, in dem Bürger frei ihre Meinung äußern und über das Gemeinwohl beraten konnten. Mit Musik und philosophischen Zwischentönen gefüllt ist es eine Utopie, die zum Innehalten, Lauschen, Nachdenken und zum Genuß einlädt.
18:00 - 18:40 DIE NACHT TRÄGT SCHWARZ
Pierre Boulez (1925-2016), Dérive I für Ensemble
Philosophischer Zwischenton: Hypnophobie, Jesse Hahn, MA
Riccardo Castagnola, In-Somnia (2013) - electroacoustic music
Juhi Bansal (*1984), Night Wears Black für Sopran, Cello und Handglocken
Hildegard von Bingen (1098-1179), O quam mirabilis est für Altflöte und Publikum
19:00 - 19:45 IN FERNEN WELTEN
Olivier Messian (1908-1992), Appel interstellaire für Horn solo
Philosophischer Zwischenton: Polyphonie, Hannah Wendt, MA
Giacinto Scelsi (1905-1988), Khoom - In a distant land, Episoden I-III für Sopran, Streichquartett, Horn und Percussion
Johann Sebastion Bach (1685-1750), aus: Goldberg Variationen, diverse Besetzungen
20:15 - 21:00 DER VERZAUBERTE GARTEN
John Cage (1912-1992), Branches für 3 Spieler und klingende Pflanzen
Kaija Saariaho (1952-2023) Couleurs du vent für Altflöte solo
Philosophischer Zwischenton: Utopie, Jürgen Manemann
Astor Piazzolla (1921-1992), Primavera Portena
Maurice Ravel (1875-1937), Ma Mère l'Oye für Ensemble
Anschließend: Chill Out
Viktoriia Vitrenko. Sopran
Eva Ludwig. Flöte
Hannah Wendt. Referentin
Jesse Hahn. Referent
Prof. Dr. Jürgen Manemann. Referent
Solist*innen von musica assoluta
Thorsten Encke. Dirigent
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11:00 - 12:30 Uhr Wort-Interventionen & HipHop
Demokratie besitzt einen utopischen Überschuss. Sie ist nicht nur eine Regierungsform. Sie ist eine Lebensform, und sie ist ein Ereignis. Demokratisch leben heißt, immer wieder neu, gegebene Verhältnisse zu überschreiten. Demokratie ist eine konkrete Utopie, die heute durch anti-utopische Kräfte herausgefordert wird. In einem permanenten Wechsel von Impulsen, Statements, Interventionen und musikalischen Performances soll ein Assoziationsraum für Ideen und Gedanken eröffnet werden, in denen Möglichkeiten des Neuen aufscheinen.
Spax. Rapper
Prof. Dr. Jürgen Manemann (fiph)
DJ Mirko Machine (Hamburg)
Der Eintritt ist frei - meldet euch hier an!
14:00 - 15:30 Uhr Probe
Sehnsucht – ein Gefühl, das wir alle kennen. Die Sehnsucht nach dem, was einmal war: nach einem Menschen, einem Ort, einem Traum. Und – nach der intakten Natur. War dies Ludwig van Beethovens Traum, als er seine Pastoral-Sinfonie schrieb?
Re:pastorale von musica assoluta ist unser utopischer Traum und bringt Profi- und Laienmusiker:innen aus Hannover und Umgebung zusammen. In Workshops und Proben am 6. und 7. September lernen wir nicht nur Beethovens Musik kennen, sondern auch unsere Sehnsüchte und Wünsche für eine friedliche Zukunft. Gemeinsam treten wir im großen Festival-Abschlusskonzert am 7. September in den Hainhölzer Höfe auf.
Willst du mitmachen? Dann komm zu Re:pastorale von musica assoluta– einem einzigartigen Mitmach- und Konzertprojekt rund um Beethovens 6. Sinfonie.
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16:00 - 17:00 Uhr Großes Finale
Community Orchester rund um Ludwig van Beethovens 6. Sinfonie "Pastorale"
mit Rapper Spax, musica assoluta und vielen musizierenden Menschen
”Die Hoffnung rührt mich, sie nährt ja die halbe Welt, und ich hab sie mein Lebtag zur Nachbarin gehabt, was wär sonst aus mir geworden.“
Ludwig van Beethoven
Re:pastorale ist ein utopischer Klangtraum und bringt Profi- und Laienmusiker:innen aus Hannover und Umgebung zusammen. Gemeinsam spielen wir Teile aus Ludwig van Beethovens großartiger 6. Sinfonie ”Pastorale“ und begeben uns mit vielen weiteren Werken und musikalischen Interventionen von Hildegard von Bingen bis John Cage und in unsere heutige Klangwelt auf Zeitreise.
Außerdem haben wir prominente Gäste wie den Rapper Spax mit an Bord - kommt also vorbei und lasst euch inspirieren!
Musik von Beethoven, Bingen, Cage, Rap u.v.m.
Mit:
Spax. Rapper
musica assoluta & vielen Musikerinnen und Musikern aus Hannover und Umgebung
Magdalena Klein. Dirigentin
anschließend: SUMMIT & BEYOND
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Das Programmheft zum Download
Eröffnungskonzert am 5.9.
Thorsten Encke, On the Island II (2023) for voice & ensemble
On the Island II ist Ecopoetry, die pazifische und skandinavische Bilder des Insellebens zusammenbringt. Die Gedichte Carsten Levisens erzählen kaleidoskopartig unterbrochene Geschichten von Inselträumen und -visionen, von Schönheit und Schrecken, von Eisbergen, Vulkanen, Schlamm und Sand und von menschlicher Hybris in der Welt der Elemente. Carsten Levisen ist ein dänischer Linguist, dessen Arbeit sich auf die Semantik sowie auf die Schnittstelle zwischen Sprache, Kultur und Weltanschauung konzentriert. Er untersucht sprachliche Vielfalt, Sprache und Kolonialität sowie die Dynamik von Wörtern und Bedeutungen in globalen und lokalen Kontexten. Die neuen Texte sind dunkler und noch kondensierter als der Vorgängerzyklus. Das Pazifische begegnet uns weniger explizit. Aber es ist ständig auf verborgene Weise vorhanden: ”Soft Mud“ z.B., (der Titel des 1. Gedichts), ist gleichlautend mit dem Bislama – Wort „safmad“. Es steht für den sinkenden, schlammigen Boden während der Regenzeit auf Vanuatu.
On the Island II schildert eine im Schlamm versinkende Insel-Hochzeit und das verlorene Gefühl, nur von Wasser umgeben zu sein, erzählt von falschen Liedern, von Scham, Einsamkeit und der Wut über die Zerstörung der Natur. Am Schluss wird eine leise Hoffnung geäußert wenn es heißt: ”The Earth is Young and Heaven is in teenage rebellion – so come to the Harbour Front, dance in the moonlight in the Fountain of Youth.“
©by Thorsten Encke
Die Liedtexte
On the Island II Text: Carsten Levisen
SOFT MUD
this season
is covered in soft mud
it sucks, it sucks
its stickiness sticks
and the bride
and the groom
and the guests
and the trucks
and the food
are sinking
in this soft mud
all I’m saying is that
someone has to stop this soft mud
all I’m saying is that someone. Has to
Stop. This. Soft mud.
strawberry fields forever
and soft mud
soft mud and strawberry fields forever
and ever
who said strawberries?
mmm,
from the forest of my youth?
sweet strawberry, sweet, shiny shiny, sweet
I swear this is the truth
and nothing but the truth:
only soft mud and strawberries are forever
and the laundry
and the laundromat
and the shirts
and the shorts
and the shoes
are sinking
in this soft mud.
aau, there’s blood
on my feet
auu, there are small sharp stones
in the deep
there are cuts
in the mud
it is red soft mud, shiny shiny
sweet
all I’m saying is that
someone has to stop this soft mud
all I’m saying is that someone. Has to
Stop. This. Soft mud.
ALL FOUR
on all four sides
there’s water
and water
and nothing and nothing but water
on all
four
hhhh
sides
to the north, to the south
there’s water
hhhh
to the east
to the west
there’s water
hhhh
and nothing and nothing but water
like I’m not at fan of this
like this is not what I
like signed up for
like this is. not. okay
where have all the ferries gone?
where have all the fairies flown?
what wonderland is this
this this this
phony inferno of foam?
calm down ok
the Blue is the Blue
I have the rights to remain silent
anything I say can be used against me
ok ok ok ok ok
the Blue is the Blue
is the Blue
on all four sides
hhhh
on all four
all four
hhhh
FFF FFF
fff fff
flickr flickr
fire fire
flame flame
shame shame
shy shy
ssh
ssh
PIZZA
Pizza Margherita
Pizza Funghi
Pizza Il Salame
Pizza Hawaii
and cheese and anchovies
tomato sauce
and seasonal spice
Pizza Intolerance
Pizza Insomnia
Pizza Insularity
Pizza Immortality
Insomnia. Deep Pan. Wood-Fired. Intolerance.
And cheese and anchovies.
All our pizzas are with the best quality ingredients.
We only use 100% fresh produce in all our pizzas.
Insularity. Immortality. Tomato sauce.
Decadente. Diavolo. Del Mare.
Diavolo Del Mare, Decadente.
WHEN I
when I
was still alive
I used to say all right
and que será,
será
oh God I hate that stupid pop song
by Kelly Clarkson
“what doesn’t kill you makes you stronger”
dha dha dha dha dhaaaa dha
so I came back to tell you
this is
not
the tale
to be told
so I came back to sing
this other song
what makes you stronger slowly kills you
what makes you stronger slowly kills you
listen, ladies and gentlemen
and islanders of all nations:
when I
was still alive
I sang the wrong songs
I died from strong songs
and que será,
será
YOUNG EARTH
smiling lips
and living lights
and cascades
of cava
of bubbles
blub blub blub
for The Earth is young
and Heaven
is in teenage rebellion
so come to the Harbour Front
dance in the moon light
preach with the preachers
in the Fountain of Youth
thanks, but no thanks
I won’t sign up for French class
at Alliance Française
bla bla bla
for this is the end of grammar
as we know it
the end
of the zodiac of syntax
so come to the Harbour Front
dance in the moon light
preach with the preachers
in the Fountain of Youth
©by Carsten Levison
Dong Zhou -Essay: Ich hatte einen Song, der 32.314.172 Mal gespielt wurde – und es hat nichts geändert
Im Sommer 2024 lud mich mein Vater ein, mit ihm „Er Quan Ying Yue“ (Der Mond spiegelt sich im Erquan-Teich) zu spielen. Er nahm unsere Darbietung auf und lud das Video auf Douyin hoch, das chinesische Pendant zu TikTok. Zwei Wochen später teilte er mir voller Begeisterung eine überraschende Neuigkeit mit: Das Video hatte über 1.000 Aufrufe erzielt. Er sagte: „Ich habe immer davon geträumt, vor meinem Tod noch einmal ein Konzert zu geben, aber das zu organisieren ist zu kompliziert. Selbst wenn ich es schaffen würde, hätte ich Glück, wenn 300 Leute im Publikum sitzen würden. Aber jetzt, dank der sozialen Medien, haben mehr als 1.000 Menschen meine Musik gehört. Warum sollte ich – oder irgendjemand anderes – sich noch die Mühe machen, ein traditionelles Konzert zu organisieren?”
Ich vermute, dass er jedes Mal, wenn er ein Konzert organisierte, innerlich zerbrochen war. Es ging nicht nur um den Aufwand oder die Kosten – es ging um die Verletzlichkeit, sich in etwas zu stürzen und nicht zu wissen, ob es jemanden wirklich interessierte. Es machte ihm nichts aus, dass seine Auftritte kein Einkommen generierten; er war sogar dankbar, dass einige Menschen ihre Zeit mit seiner Musik verbrachten. Es ist ein Privileg, eine solche Einstellung zu haben, aber dennoch führt der Versuch, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen, oft zu Enttäuschungen.
Kurz darauf bemerkte ich etwas Seltsames in meinem eigenen Musik-Streaming-Konto. Ich hatte rund 230 Dollar von verschiedenen Plattformen erhalten. Zwei Jahre lang hatte ich meine Einnahmen nicht überprüft, da sie immer unter dem Mindestauszahlungsbetrag lagen. Neugierig geworden, nahm ich an, dass ich mir vielleicht nach und nach eine kleine Fangemeinde aufgebaut hatte. Aber als ich die Daten überprüfte, stellte ich fest, dass dies nicht der Fall war. Die meisten meiner Titel wurden nur wenige Male abgespielt, bis auf einen. Dieser eine Song wurde 32.314.172 Mal abgespielt.
Zuerst war ich total aufgeregt. Wie konnte das passieren? War das ein Zeichen dafür, dass ich etwas wirklich Beeindruckendes geschaffen hatte? Aber als ich genauer hinschaute, wurde mir klar, was die wahrscheinlichste Erklärung war: Der Song war als Hintergrundmusik für ein kurzes Video von jemandem verwendet worden. Die Leute hörten ihn nicht absichtlich – sie scrollten einfach daran vorbei, und der Algorithmus spielte ihn immer wieder ab.
Wir wissen seit langem, dass Streaming-Plattformen einzelne Künstler weniger sichtbar machen, weil die Nutzer sich auf Algorithmen verlassen, anstatt aktiv Titel auszuwählen. Es ist auch kein Geheimnis, dass diese Plattformen Künstler sehr schlecht bezahlen, oft nur einen Bruchteil eines Cent pro Wiedergabe.
Was mich jedoch noch mehr frustriert, ist die Art und Weise, wie Menschen heute Musik konsumieren. Es scheint, als sei Musik zu einer Hintergrundbeschallung mit geringer Priorität für Multitasking geworden. Sicher, die Menschen verbringen vielleicht insgesamt mehr Zeit mit Musik, aber wie viel davon sind sie wirklich damit beschäftigt? Meistens scheint sie in den Hintergrund zu treten.
Als ich zum ersten Mal die 32 Millionen Aufrufe sah, war ich für einen Moment begeistert. Ich dachte sogar daran, die Neuigkeit meinem Vater mitzuteilen. Aber da ich weiß, was ihn wirklich begeistert – die Verbindung zwischen Musiker und Zuhörer –, glaube ich nicht, dass er an diesem hohlen Erfolg Freude finden würde. Die Wahrheit würde ihn nur enttäuschen, und ich konnte es nicht ertragen, ihm alles zu erklären.
Mein Song wurde 32.314.172 Mal gespielt, aber außer etwa 200 Euro brachte er mir nichts ein. Ich wurde weder berühmter noch angesehener, und meine Eltern waren nicht stolz auf mich. Mir wurde klar, dass ich meine Eltern vielleicht nie glücklich machen würde – nicht weil mir Erfolge fehlen, sondern weil die Maßstäbe, an denen sie Erfolg und Glück messen, nicht mehr mit der Welt übereinstimmen, in der ich lebe.
Wie meine anderen Erfolge in diesem Jahr haben auch die 32 Millionen Aufrufe mein Leben nicht verändert. Ich bin immer noch genauso verloren wie ein Schüler, der eine Prüfung schreibt, deren Regeln sich ständig ändern. Und heute muss ich zugeben: Ich weiß nicht, ob es überhaupt etwas gibt, das das Leben wirklich verändert.
©by Dong Zhou
AGORA - räumliches Konzert, 6.9.25
Riccardo Castagnola, In-Somnia (2013) - elektroakustische Musik
In-Somnia stammt aus Aufnahmen eines Soundwalks, den ich in einer späten Winternacht in den Vororten von Bologna, Italien gemacht habe.
In der Einsamkeit dieses Kontexts wurde ich von verschiedenen Klängen angezogen, deren reale Quelle meist meinem Blick verborgen blieb.
Insbesondere folgte ich einem seltsamen, vogelrufartigen Klang, der umso unwirklicher wurde, je näher ich seiner Quelle kam – die sich mir erst offenbarte, als ich direkt davorstand: ein kaputter Autoalarm, der unregelmäßige Impulse erzeugte anstelle des üblichen Dauertons.
Ich betrachte das Stück als meine Interpretation dieser persönlichen Klangepiphanie – und allgemeiner (für diejenigen, die sie nicht erlebt haben) als ein Umherwandern durch mentale, reale und surreale Klanglandschaften, in der ewigen Suche nach etwas Unbekanntem.
Der kompositorische Prozess begann mit einzelnen field recordings verschiedener Klanglandschaften zu unterschiedlichen Nachtzeiten. Dann ordnete ich sie in Kategorien potenzieller Klangsymbole. Mit einem intuitiven assoziativen Prozess verband ich anschließend die Klangidentitäten in Zeit und im Spektralraum.
Die daraus entstehende Form ist eine Abfolge von Szenen eines wiederkehrenden Traums im Traum, der sich potenziell mit unterschiedlichen Kombinationen der Elemente wiederholen könnte.
©by Riccardo Castagnola
Jui Bansal, Night wears black (2019)
for mezzo soprano, cello and pitched bells
Music by Juhi Bansal, text adapted from Jalāl ad-Dīn Muḥammad Rūmī
Text: ”Night wears black to mourn the dead stars.“
”The piece should sound ritualistic and prayer-like. Although the vocal style is influenced by Indian folk music, the atmosphere should be more reminiscent of traditional Buddhist chanting. The overall effect should be that of a meditation or a prayer to the night.“
©by Juhi Bansal
Juhi Bansal - Essay: Wo finden wir Resilienz? Die Praxis des Durchhaltens
Es gibt Ausblicke, die man nie vergisst: den ersten perfekten Blick auf die andere Seite eines Bergpasses; Canyons, die sich um einen herum schließen, während man durch immer engere Schluchten hinabsteigt; das Paddeln durch Berge von aufsteigenden Wellen und das brodelnde, kraftvolle, sich windende Salzwasser um einen herum.
Es gibt Geräusche, die man nie vergisst: den heulenden Wind zwischen den Felsspalten eines Felsvorsprungs; die magische, fast vollständige Stille, wenn man durch eine Wolke von Mobula-Rochen taucht; das gewaltige Rauschen einer Welle, die hinter einem bricht, während man über ihre Oberfläche hinwegfliegt.
Meine Erinnerungen sind voller Bilder, Geräusche und Gerüche aus der Wildnis, die meine Weltanschauung geprägt, meine Musik inspiriert und mich als Künstler und Mensch zentriert haben. In den letzten zwei Jahrzehnten habe ich meine Musik auf meinen Erfahrungen als Wanderer, Läufer, Surfer und Taucher sowie auf der unglaublichen Schönheit gegründet, die ich im Freien erleben durfte.
Ich dachte, dies sei ein prägendes Element meines Lebens – dass ich, egal was sich sonst noch ändern oder zusammenbrechen möge, zum Wasser oder auf die Wanderwege gehen und dort Frieden, Perspektive und Inspiration finden könnte. Und ich dachte immer, dass die Widerstandsfähigkeit, die ich in der Natur gelernt habe, die beste Vorbereitung für alle Herausforderungen sein würde, die das Leben bereithält. Ich habe anstrengende, gnadenlose Tage in den Bergen durchgestanden. Ich habe mich allein in tiefen Schluchten verirrt und musste meinen Weg zurückfinden, bevor mir das Wasser ausging. Ich habe eiskalte Nächte in Hagel-, Blitz- und Staubstürmen verbracht und bin an den Herausforderungen gewachsen. Ich dachte, ich hätte ein tiefes Verständnis davon, was Resilienz ist.
Als Künstler üben wir uns jeden Tag in Resilienz. Wir bewahren unsere Ideen allein in unseren Köpfen, bis sie zu etwas werden, das andere erleben können. Wir kämpfen uns durch Ablehnung, schwankende Einkünfte, begrenzte Möglichkeiten, Konkurrenz und eine technologische und ästhetische Landschaft, die sich schneller verändert, als wir es können. Wir bringen widersprüchliche Träume und Wünsche in Einklang, während wir unser Leben und unsere Familien um die Musik herum aufbauen und sorgfältig auswählen, wo und was wir opfern. Wir wählen Städte, Wohnungen und Jobs, die unsere Kunst fördern. Wir verhandeln Zeit, Raum und Geld für die Musik neben anderen Prioritäten, neben Familie, Tagesjobs und anderen Verpflichtungen. Aber wir sprechen nicht oft über die Opfer, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, obwohl die Herausforderungen und die Resilienz, die wir brauchen, um sie zu überwinden, ebenso zum Künstlerdasein gehören wie die Kunst selbst.
Ich beginne dieses Jahr mit dem Bewusstsein, was es bedeutet, etwas so Einfaches wie Hoffnung zu haben; mit dem Bewusstsein für die Hindernisse, die wir alle unsichtbar überwinden müssen, um Schritt für Schritt voranzukommen. Es gibt keine Auszeichnungen dafür, einen weiteren Tag voller Schmerzen durchzustehen, ein Musikstück zu schreiben, das nur in den eigenen Händen lebt, etwas von erhabener Schönheit zu spielen oder zu singen, das niemand sonst hört. Ich wünschte, diese Momente würden anerkannt, um uns zu helfen, in Zeiten der Unsicherheit den Glauben zu bewahren, damit wir daran erinnert werden, dass unsere Arbeit, unsere Anstrengungen und unser Streben einen inneren Wert haben.
Kulturell messen wir dem Überwinden eine übergroße Bedeutung bei, als hätten das Vorher und das Während überhaupt keinen Wert, bis sie neben einem fröhlichen, lächelnden Foto des Nachher stehen. Aber das unterschätzt zutiefst die Ausdauer, die es erfordert, einfach nicht aufzugeben, während wir alle unsere individuellen Schwierigkeiten und Verluste durchleben, sei es in der Musik oder in etwas Größerem. Wir alle kämpfen manchmal. Früher oder später stehen wir alle vor Schwierigkeiten, die so groß sind, dass sie uns überwältigen und unsere Vorstellung von Ausdauer neu definieren. Ob in der Kunst, im Leben oder an der besonderen Schnittstelle zwischen beiden – den Willen zu finden, weiterzumachen, erfordert enormen Mut, der selten gesehen und nie anerkannt wird, bis am anderen Ende eine glänzende Erfolgsgeschichte steht.
Während ich mit meinen eigenen neuen Herausforderungen und diesem plötzlichen Identitätsverlust kämpfe, wird mir bewusst, wie unsichtbar viele unserer tiefsten Kämpfe sind. Wir sind eine künstlerische Gemeinschaft, aber unsere Arbeit verlangt von uns, dass wir auch Marken und Images sind, dass wir uns selbst und unsere Arbeit vermarkten und Geschichten über unsere großen Erfolge erzählen, mit kurzen Anekdoten über die Dinge, die wir auf unserem Weg überwunden haben. Infolgedessen halten wir so viele unserer tiefsten Kämpfe geheim.
In diesem Moment möchte ich den Mut würdigen, den so viele Künstler aufbringen, um weiter zu schaffen, um unsere Kunst – unsere greifbaren Hoffnungen – weiterhin in die Welt hinauszutragen. Durch die Brille meiner eigenen Verluste habe ich begonnen, eine enorme Menge an verstecktem Mut um mich herum wahrzunehmen: Freunde, Kollegen und Studenten, die alle still und leise mit ihren ganz individuellen Herausforderungen kämpfen – Trauer, Gesundheit, Geld, Familie, unerwartete Rückschläge und Sorgen in jeder erdenklichen Form.
Die Grenzen zwischen dem, was wir als Individuen und als Künstler sind, verschwimmen oft so sehr, dass es schwer zu erkennen ist, woher die Kraft kommt und wohin sie fließt. Und doch sind wir als Gemeinschaft durch eine sehr stille Widerstandsfähigkeit verbunden, durch die Praxis, angesichts der Ungewissheit weiterzumachen, durchzuhalten, eine Entscheidung nach der anderen zu treffen.
©by Juhi Bansal
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MENSCHLICHKEIT. Das grüne Festival wird dieses Jahr zum zweiten Mal stattfinden und unter dem Motto UTOPIA ein einzigartiges und zukunftsweisendes Erlebnis bieten.
Passend zum Jubiläum 10 Jahre UNESCO City of Music Hannover, das 2025 unter dem Motto ”Gesellschaftlicher Zusammenhalt durch Musik“ gefeiert wird, gibt sich MENSCHLICHKEIT 2025 kämpferischer und politischer als die 1. Auflage des Festivals 2021 und möchte ein starkes Zeichen für die notwendige gesellschaftliche Transformation setzen. Durch die einzigartige Verbindung von Musik, Diskurs und Gemeinschaft wird das Festival nicht nur ein künstlerisches Highlight, sondern auch ein Ort der Inspiration und des Wandels sein. Das Orchester musica assoluta und seine Kooperationspartner laden alle Teilnehmenden ein, gemeinsam und mit Freude die Vision einer besseren und nachhaltigeren Welt zu gestalten und zu erleben.
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MENSCHLICHKEIT. Das grüne Festival
ist ein Projekt von
Pressekontakt: Ulla Vaasen
+49 151 70234549
Förderer
Die musica assoluta Konzerte werden von der Landeshauptstadt Hannover - Kulturbüro institutionell gefördert.
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